Mittwoch, 1. August 2012

Befreiende Künstlerträume


Manchmal wünschte ich mein Zimmer bestünde nicht aus Möbeln, anderen Utensilien, Bildern und tausend Erinnerungen, sondern wäre ein leerer Spiegelsaal.
Ich könnte tanzen und mir selbst zusehen, wie ich mich verändere, entwickele, welche Haltung ich gerade annehme.
Ich könnte tanzen was mein Herz spürt und ausdrücken möchte, ohne, dass mich ein Möbelstück zu Fall bringt, endlose Drehungen machen, bis ich vor Schwindel auf den harten Boden sinken würde.
Ich könnte tanzen und niemand könnte mich unbemerkt beobachten. Spiegel sehen alles.
Menschen würden mich besuchen und wir könnten uns von allen Seiten betrachten. Könnten uns zusehen, wie unser Gegenüber sich verhält. Auch die Geste im Spiegel gegen über, die sonst hinterm Rücken blieb, sehen.
Wie ehrlich sind Spiegel eigentlich?
Ich würde Menschen zum Tanzen bringen, weil mein Zimmer sonst nichts bieten würde. Mit ihnen durch das Zimmer schweben; wir wären frei.

Manchmal wünschte ich, mein Zimmer hätte einen Holzfußboden, in allen Ecken stünden Boxen und an den Wänden Instrumente, ein großer Eichenschrank mit Notenbüchern neben der Tür.
Ich würde Tag und Nacht musizieren. Auf dem vom Schall geschaukelten Holzdielen einschlafen, um von fliegenden Noten zu träumen.
Tagsüber besuchten mich Freunde und wir musizierten miteinander.
Ich könnte immer, wann ich wollte, durch Musik ausdrücken, was ich fühle. Lieder dichten, singen von anderen Zeiten, anderen Welten und von Freiheit.
Ich könnte Menschen aus ihrem Alltag holen und ihnen ein Stück Freiheit, ein Stück „anders sein“, ein Stück „sich selbst“ schenken.
Wie viel Freiheit schenkt Musik wirklich, oder nimmt sie gefangen?

Manchmal wünschte ich mein Zimmer bestünde aus Meterlangen Papierbahnen. Mit oder ohne Linien. Ein Wandschrank, nie voll auszuschöpfen an Bildern und Ideengebern.
Ich könnte malen und schreiben so viel ich wollte. Schwarz-Weiß-Zeichnungen von Menschen, die mir lange nicht mehr begegnet waren endlich in Ruhe zu Papier bringen. Bunte, kindliche Bilder von längst vergessenen Träumen neu malen.
Geliebten Menschen würde ich den Pinsel erneut in die Hand drücken.
Kinder kämen um ihre Hände und Füße zu verewigen. Illegale Sprayer dürften sich austoben, Kunststudenten fänden Ruhe.
Ich könnte stundenlang schreiben und keiner würde mich stören. Ich würde mir ein Bild aus dem Wandschrank ziehen und eine Geschichte dichten, wann immer mir nichts mehr einfiele. Kindern würde ich beim erzählen zuhören und ihre Geschichten in ein dickes, weißes Buch aufschreiben.
Sehr alte Frauen kämen, um ihre Lebensgeschichte ein letztes Mal weißen Wänden anzuvertrauen.

Tanz, Musik, Bilder und Texte. All dies lässt sich verbinden.
Ich könnte alles aufzeichnen, was mir in den Sinn käme, ohne die Angst es sei nicht gut genug.
Frei.

DU tanzt nicht gut genug? DEINE musikalischen Fähigkeiten reichen nicht aus? Zum Zeichnen fehlt DIR das Talent? Und schreiben? Ach nein, DU bist nicht kreativ genug?
Schenke dir diese Freiheit! Tu es.

Nora.
 
P.S: Wenn Musik dir hilft höre doch mal „Ludovico Einaudi“ und übe deine Kunst aus ohne dabei zu viel zu denken. ;)
P.P.S: Ich bin froh, dass mein Zimmer nicht so aussieht, oder all dies ein Stück weit verbindet. Erinnerungen sind ebenso kostbar und machen das Leben bunt.

Keine Kommentare: