Dienstag, 24. September 2013

Nachtwanderung

Der Klang ihrer Schuhe hallt durch die ganze Straße. Der Lärm der Absätze ihrer Stiefel grenzt um diese Uhrzeit an Lärmbelästigung. Doch jetzt ist es zu spät: sie läuft bereits und nichts kann sie halten. Sie muss einfach laufen. Der Hast treibt sie. Sie ist auf der Flucht, getrieben von sich selbst. Ihre gebückte Körperhaltung weist jedes Geräusch, jeden Lichtstrahl, jeden äußeren Einfluss ab. Sie ist nicht in der Stimmung irgendwem oder irgendwas zu begegnen.
Ihre Gedanken und Gefühle: alles legt sie in den harten Schall, der sich von ihren Füßen in wellenartigen Bewegungen auszudehnen scheint, um in Vorhöfen einen Resonanzkörper zu finden, sich zu entfalten, an den Wänden kleben zu bleiben und in schwabbeligen, verzerrten Bewegungen an ihnen herunterzugleiten um schließlich auf den harten Boden zu klatschen.
Sie kann nicht klar denken - sie läuft.
Sie will nicht klar denken - sie läuft.
Sie weiß nicht was ihr Ziel ist, aber Klarheit ist es nicht, denn sie läuft.
Ziellos und doch strebsam, rastlos, müde und doch ruhelos.
Erst als sie in den Kegel des Lichts der nächsten Laterne eintritt bemerkt sie ihre sinnloses Treiben und kommt für einen Moment zur Ruhe, schlendert langsam durch die Nacht. Vorbei an dem letzten noch flackernden Fernsehbildschirm der Straße und wieder holt sie all das ein, was sie geschickt hat: Menschen.
Dann wird ihr Blick klarer, so klar, dass sie weiß, dass Mädchen um diese Zeit nichts auf einsamen Straßen zu suchen haben, doch eine andere Strecke kann sie in diesem Zustand und zu dieser Zeit erst recht nicht gehen und so setzt sie ihren Weg fort. Zurück in die Dunkelheit.
Stille. Hier schluckt die Weite der Felder den Schall.
Als sie die erste Laterne zurück in der Zivilisation empfängt, fällt ihr auf wie sehr sie es genießt auf Licht zuzulaufen und wie viel schwerer es ist mit dem Licht im Rücken über den eigenen Schatten zu laufen. Ob das im echten Leben auch so ist?
Und als sie in die Gasse der schlafenden Häuser tritt weiß sie, was sie sucht: Frieden.

Mittwoch, 12. Juni 2013

Barfuß lauf ich...

Barfuß lauf ich durch die Gassen.
Der Schnee des Sommers schwebt
in kleinen Wattebäuschen an mir vorbei.
Ist er Freude oder Last?

Suchend blicke ich nach vorn,
Die Sonne glänzt vom Himmel
hinab auf meine winterblasse Haut.
Ist sie Freude oder Last?

Nur eine kleine Tasche begleitet mich auf meiner Reise
Habe Freiheit umkämpft und schließlich mit der Nase erspürt.
Ist sie Freude oder Last?

Musik rauscht durch meine Ohren,
Vögel zwitschern, Winde wehen.
Doch wohin? Muss entscheiden:
Freude und doch Last!

Barfuß lauf ich durch die Gassen,
kann meine Freiheit kaum fassen.
Bin in ihr Gefangen und allein.
Was ist mein Ziel, was will ich sein?
Suchend blicke ich nach vorn.
Wozu wurde ich geborn?

Nur eine kleine Tasche begleitet mich auf meiner Reise.
Musik rauscht durch meine Ohren.
Barfuß lauf ich... .

Sonntag, 7. April 2013

Säkuläre Beanspruchung


Und ich geh zurück in die Hölle des Löwen,
da wo du nur in den Schubladen liegst,
da wo die Welt mich ruft, mir hinterher schreit,
da wo ich bin und lebe, doch nicht wohne.

War ich doch grad im Schoße der Liebe,
da wo mich gnädige Arme halten,
da wo ich sicher vor Angriffen bin,
da wo ich wohne und liebe und lache und weine.

Ich will nicht zurück, doch ich weiß es muss sein.
es gibt kein Zurück, nur eine Zeit danach.
Ich weiß es wird anders, ich werde verändern!
Ich bin sicher, geborgen, geliebt, nie allein.