Der Klang ihrer Schuhe hallt durch die
ganze Straße. Der Lärm der Absätze ihrer Stiefel grenzt um diese
Uhrzeit an Lärmbelästigung. Doch jetzt ist es zu spät: sie läuft
bereits und nichts kann sie halten. Sie muss einfach laufen. Der Hast
treibt sie. Sie ist auf der Flucht, getrieben von sich selbst. Ihre
gebückte Körperhaltung weist jedes Geräusch, jeden Lichtstrahl,
jeden äußeren Einfluss ab. Sie ist nicht in der Stimmung irgendwem
oder irgendwas zu begegnen.
Ihre Gedanken und Gefühle: alles legt
sie in den harten Schall, der sich von ihren Füßen in wellenartigen
Bewegungen auszudehnen scheint, um in Vorhöfen einen Resonanzkörper
zu finden, sich zu entfalten, an den Wänden kleben zu bleiben und in
schwabbeligen, verzerrten Bewegungen an ihnen herunterzugleiten um
schließlich auf den harten Boden zu klatschen.
Sie kann nicht klar denken - sie läuft.
Sie will nicht klar denken - sie läuft.
Sie weiß nicht was ihr Ziel ist, aber
Klarheit ist es nicht, denn sie läuft.
Ziellos und doch strebsam, rastlos,
müde und doch ruhelos.
Erst als sie in den Kegel des Lichts
der nächsten Laterne eintritt bemerkt sie ihre sinnloses Treiben und
kommt für einen Moment zur Ruhe, schlendert langsam durch die Nacht.
Vorbei an dem letzten noch flackernden Fernsehbildschirm der Straße
und wieder holt sie all das ein, was sie geschickt hat: Menschen.
Dann wird ihr Blick klarer, so klar,
dass sie weiß, dass Mädchen um diese Zeit nichts auf einsamen
Straßen zu suchen haben, doch eine andere Strecke kann sie in diesem
Zustand und zu dieser Zeit erst recht nicht gehen und so setzt sie
ihren Weg fort. Zurück in die Dunkelheit.
Stille. Hier schluckt die Weite der
Felder den Schall.
Als sie die erste Laterne zurück in
der Zivilisation empfängt, fällt ihr auf wie sehr sie es genießt
auf Licht zuzulaufen und wie viel schwerer es ist mit dem Licht im
Rücken über den eigenen Schatten zu laufen. Ob das im echten Leben
auch so ist?
Und als sie in die Gasse der
schlafenden Häuser tritt weiß sie, was sie sucht: Frieden.
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