Ich schließe eine Tür. Ein letztes
Mal blicke ich durch den Spalt um zu erhaschen was ich noch mitnehmen
kann. Es fällt mir schwer zu gehen und ich stoße sie noch einmal
ein paar Zentimeter auf. Doch da ist nichts, was mich hier noch hält.
Nichts, was ich brauche. Nichts, was ich liebe. Nichts, was mir
fehlen sollte. Nichts was mich braucht, liebt oder dem ich fehle.
Vielleicht sind da noch irgendwo Wut, Trauer um einen Raum, den es
nun wohl nicht mehr geben wird. Doch ich nehme all meine Kraft
zusammen und ziehe an der schweren alten Eichentür, bis sie mit
einem erstaunlich leisen Klicken ins Schloss fällt. Ich spähe
durchs Schlüsselloch: Keine Reaktion. Nichts zu sehen. Alles was ich
mitgenommen habe ist eine Kiste voll Erinnerungen, mit der ich nun
die Tür tapeziere. Melodien erfüllen den Flur, Farben und Lichter
erhellen die dunkle Tür. Wie lang ist das her? Hinter der Fassade
nur eine dunkle, alte Eichentür. Ich schließe nicht ab. Und
manchmal schwabbt eine Welle unter der Tür hervor, doch ich
verschließe den Schlitz nicht. Wer sich bemüht kann die Tür wieder
öffnen. Doch nun ist sie zu. Ich habe sie eigenhändig geschlossen!
Ich bin müde, dreh mich um, will gehen. Schaue wieder zurück. Schließe meine Augen. Alles dreht sich. Ich verliere den Boden unter den Füßen. Bin wieder da, zurück. In meinen Erinnerungen. In dem Raum.
Ich bin müde, dreh mich um, will gehen. Schaue wieder zurück. Schließe meine Augen. Alles dreht sich. Ich verliere den Boden unter den Füßen. Bin wieder da, zurück. In meinen Erinnerungen. In dem Raum.
Es ist vorbei! Will ich mich selbst
anschreien. Lass endlich los! Die Melodien hinter mir verschwimmen in
einem einzigen Gewirr, als wollten sie mich ziehen und zerren. Mit
letzter Kraft öffne ich die Augen und blicke auf eine helle weit
offene Tür. Da steht jemand. Hält seine Arme erwartungsvoll offen
und blickt mich verzweifelt, aber liebevoll an. Ich schaue ihn an.
Wieso habe ich ihn nicht um Hilfe
gebeten? Wieso habe ich alleine gekämpft?
Habe ich nicht damals hinter der Tür
immer gesagt zusammen sei man stärker? Habe ich nicht Stunden damit
verbracht jemandem zur Seite zu stehen, weil ich wusste, dass es so
erträglicher wird, einfacher wird, schöner wird? Und, dass so,
nicht einer allein all seine Kräfte aufbraucht?
Ich richte mich auf, ignoriere die
Melodien hinter mir. Gehe vorsichtig einen Schritt vorwärts. Sie
werden dumpfer, mit jedem Schritt, bis sie ganz verstummen. Als er
sieht, dass ich zu ihm will läuft er mir entgegen und hält mich
lange fest. Dann nimmt er mich an die Hand und zusammen gehen wir
durch den Flur. Schließen Türen, öffnen sie. Bestaunen alte
Gemälde und gehen gemeinsam durch quietschende, lange unbenutzte
Türen.
Danke.
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